1.03.1930
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Wolthausen erfolgte am 1. März 1930. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Ort ca 360 Einwohner und insgesamt 68 Häuser. Neben der Freiwilligen Feuerwehr Wolthausen gab es damals auch noch eine Pflichtfeuerwehr. Im Jahre 1938 hatte die Freiwillige Feuerwehr schon eine Kopfstärke von 33, die Pflichtfeuerwehr zählte 60 Mitglieder.
Der Löschbezirk Wolthausen, auch Löschverband Wolthausen genannt, bestand damals aus den drei selbstständigen Gemeinden Wolthausen, Hassel und Hustedt. Alle drei Gemeinden verfügten sowol über ein Pflicht- wie auch über eine Freiwillige Feuerwehr, aber nur die Gemeinde besaß damals bereits eine Motorspritze. Die Gemeinde Wolthausen und Hustedt mussten sich dagegen mit ihren Handdruckspritzen begnügen.
Handruckspritze der Feuerwehr Wolthausen
Hersteller: Louise Tidow / Hannover Badenstedt
Baujahr: 1911
Pumpe: 2 Zylinder Kolbenpumpe mit 110 mm Zylinder
Bedienung: 6 Mann zum Pumpen
Transport: Perdegespann (2 Pferde), später von einem Traktor gezogen
26.01.1933
Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten setzte auch in Wolthausen deutlich sichtbare Zeichen. So wurde angeordnet, im jeweiligen Zuständigkeitsbereich die Feuerlöscheinrichtungen zu prüfen und über das Ergebnis zu berichten. Außerdem wurde auf der Grundlage des neuen preußischen Gesetzes über das Feuerlöschwesen die Freiwillige Feuerwehr Wolthausen am 30. Juli 1934 beim Amtsgericht in Celle unter der Nr. 109 auf der Seite 19 als Verein in das Vereinsregister eingetragen.
Der Vorstand des neu gebildeten Feuerwehrvereins in Wolthausen bestand aus dem Brandmeister Hermann Hemme (Führer der Wehr) und dessen Stellvertreter, dem Löschmeister Wilhelm Hoppenstedt.
1.09.1939
1939 hatte der Zweite Weltkrieg begonnen und viele Mitglieder der Wehr wurden zu anderen Diensten eingezogen. Ein Teil wurde zur Wehrmacht einberufen, andere zur Flugwache eingeteilt. Notgedrungen musste Ferdinand Küster (sen.) die "Rest-Wehr" in diesen schweren Tagen vertretungsweise führen, da er der einzige war, der bereits an zwei feuerwehrtechnischen Lehrgängen an der Provinzial-Feuerwehrschule in Celle teilgenommen hatte. Die Arbeiten bei der Brandbekämpfung wurden hauptsächlich von den daheim gebliebenen Frauen ausgeführt, obwohl es damals noch keine weiblichen Mitglieder in der Feuerwehr gab.
Im folgenden Jahr kam es zu einer spektakulären Brandstiftung in Wolthausen durch den nach Deutschland verschleppten 17-jährigen Polen Karl G. Der Brand konnte schnell gelöscht werden und der eigentliche Schaden war relativ gering, trotzdem verurteilte ein Sondergericht Karl G. wegen „Brandstiftung, versuchter Brandstiftung und Transportgefährdung“ dreimal zum Tode.
Dieser Vorgang verdeutlicht erschütternd und eindringlich zugleich, dass auch das kleine Heidedorf Wolthausen nicht aus den Geschehnissen des menschen-verachtenden nationalsozialistischen Unrechtsstaates herausgelöst war.
14.04.1945
Die wolthäuser Örtzebrücke wurde im April 1945 von deutschen Truppen mit Minen und Bomben zur Sprengung vorbereitet, um einen Vorstoß britischer Truppen über die Reichsstraße 3 (heute: Bundesstraße 3) aus Richtung Celle zu verzögern. Die Sprengung wurde erst am frühen Morgen des 13. April von Wehrmachtsangehörigen durchgeführt. Die Detonation erschüttert durch die sich in Luft und Erdreich fortpflanzende Druckwelle die in Kellern und Deckungen ausharrenden Einwohner. Trotz dieser Maßnahmen drangen die Briten aus Winsen kommend schnell bis an die Ortgrenze vor. Das Angebot einer kampflosen Übergabe wurde durch den befehlshabenden deutschen Major abgelehnt.
Nach dieser, für den Ort so folgenschweren Entscheidung wurde die Dorfbevölkerung in den ersten Nachtstunden des 14. April (Sonnabend) darüber benachrichtigt und aufgefordert, den Ort zu verlassen. Durch den daraufhin folgenden Angriff britischer Panzerkolonnen wurden viele Höfe ganz oder teilweise zerstört, weil nach dem Einsatz von Brandmunition viele Brände ausbrachen, aber keine Löschkräfte zur Verfügung standen.
16.10.1947
Am 16. Oktober 1947 traten deshalb in Wolthausen alle verfügbaren Feuerwehrkameraden erstmals wieder zusammen, um die Wehr erneut zu aktivieren. Unter die leidvolle Vergangenheit wurde ein Schlussstrich gezogen und der Blick nach vorn in die Zukunft gerichtet. Mit der Führung der Wehr wurde nun offiziell der bisherige Interimsführer Ferdinand Küster(sen.) beauftragt, der kurz darauf einen regen Übungsbetrieb mit der noch vorhandenen alten, aus dem Jahr 1911 stammenden, Handdruckspritze veranlasste.
Zur Verbesserung des Brandschutzes erhielt das Dorf Wolthausen 1950 seine erste Sirene. Sie wurde auf dem Dach des Gemeindebrandmeisters Küster („Alte Dorfstraße 1“) installiert. Eingeschaltet wurde sie von Hand durch einen Schalter, der sich im Flur des Hauses befand.
Diese erste Sirene sollte rund 50 Jahre treu ihren Alarmruf über das kleine Heidedorf Wolthausen verbreiten, und erst jüngst, nachdem sie im Laufe der vielen Jahre baufällig geworden war und Teile von ihr herunterzustürzen drohten, wurde sie im Jahre 2003 von der Gemeinde Winsen (Aller) abgebaut und entfernt.
20.07.1952
Im Sommer 1952 erfolgte der letzte Einsatz der Wolthäuser Handdruckspritze - Baujahr 1911 - bei einem Brand, dem das Gemeindehaus in Wittbeck zum Opfer fiel. In dem kleinen abseits gelegenen Haus wohnten damals die Flüchtlingsfamilien Heuchert und Krebs, die zwar ihr Leben und auch ihr wesentlichstes Hab und Gut retten konnten, die als leidgeprüfte Flüchtlinge aber über Nacht erneut das Dach über dem Kopf verloren hatten.
Nach der Entscheidung des Gemeinderates Wolthausen, den Brandschutz in Wolthausen beizubehalten und nicht an die Gemeinde Winsen (Aller) abzugeben, wurde 1960 eine Motor-Feuerspritze beschafft.
Transportiert wurde die Tragkraftspritze in den folgenden 2 Jahren auf einem zu diesem Zweck umgebauten einachsigen Anhänger. Auf diesem wurde auch das benötigte Schlauchmaterial mitgeführt, so dass alle Materialien griffbereit zur Verfügung standen.
Am 04. Mai 1963 war es endlich so weit. Die Feuerwehr Wolthausen bekam ihr erstes Fahrzeug: einen Ford Transit, der als Feuerwehrfahrzeug nach der Typenspezifikation als TSF (Tragkraftspritzenfahrzeug) ausgestattet war und mit seiner Besatzung und der kompletten Ausrüstung für einen Löschangriff einer Löschgruppe die Wolthäuser Wehr nunmehr richtig mobil machte. Die vorhandene Tragkraftspritze TS 8/8 wurde mit in das neue Fahrzeug übernommen.
25.01.1971
In ganz Niedersachsen wurde 1971 eine Gebietsreform umgesetzt, die u.a. dazu führte, dass die bis dahin selbständige Gemeinde Wolthausen als einer von insgesamt sieben Ortsteilen in die nunmehr Einheitsgemeinde Winsen (Aller) integriert wurde. Für die Freiwillige Feuerwehr Wolthausen bedeutete dies, dass auch sie seit dem „nur noch“ eine Ortswehr ist und ihr Wehrführer folglich nicht mehr Gemeindebrandmeister sondern „nur noch“ Ortsbrandmeister ist.
20.08.1979
Im Zuge des Feuerwehrbedarfsplanes 1976-1981, nicht zuletzt auf Grund der Waldbrandkatastrophe 1975, erhielt nach der Gemeinde Winsen und dem Ortsteil Thören nun auch der Ortsteil Wolthausen ein modern ausgestattetes Feuerwehrgerätehaus und ein neues Löschfahrzeug. Die entstandenen Kosten hierfür bezifferte der Gemeindebürgermeister von Winsen, Lothar Hinsch, auf ca. 270.000 Mark.
1.01.1982
Nach heftigen Diskussionen im Jahr 1981 fasste die Mehrheit der Feuerwehrmitglieder den für viele zunächst umstrittenen Beschluss, eine Damengruppe zu bilden. Eine gewisse Skepsis blieb jedoch zunächst, weil man den Frauen nicht die erforderliche Ausdauer zutraute.
Letztlich waren mit dem Eintrittsdatum 01.01.1982 die nachfolgenden Wolthäuserinnen in die „Männer-Wehr“ der Freiwilligen Feuerwehr Wolthausen aufgenommen.
6.03.1990
1990 war ein Jahr voller Veränderung. Westdeutschland und Ostdeutschland fanden zusammen, und auch in Winsen (Aller) war der Gemeinderat bemüht, eine Patenschaft mit einer Gemeinde aus der ehemaligen DDR zu schließen. Ausgesucht war zunächst die Gemeinde Osterburg. Im Rahmen der im Januar dazu erfolgten Gespräche stellte die kleine Gemeinde Erxleben jedoch fest, dass sie, wie Wolthausen, etwa die gleiche Größe und Einwohnerzahl hatte, und dass sie eine Feuerwehr, einen Schützenverein und auch einen Gesangverein besaßen. Die auffallende Gleichartigkeit führte schließlich dazu, dass eine 1. Zusammenkunft in Wolthausen vereinbart wurde.
Diese 1. Zusammenkunft sollte nicht die letzte sein. Noch bis heute treffen sich Mitglieder beider Wehren in regelmäßigen Abständen. Näheres finden Sie hier.
Über 400 Gäste versammelten sich am Sonnabend, den 19. Mai 1990 „rund um Wolthausen“ – und später „rund um das Gerätehaus“. Das waren beinahe mehr Menschen, als das Dorf Einwohner hatte. Der Anlaß: Die Freiwillige Feuerwehr Wolthausen blickte in diesem Jahr auf ihr 60-jähriges Bestehen zurück und hatte zu diesem Jubiläum einen Leistungsmarsch organisiert. 31 Gruppen mit jeweils neun Teilnehmern waren ab 7.50 Uhr an den Start der rund 12 Kilometer langen Strecke gegangen. Marschiert wurde in Dienstkleidung – gut dreieinhalb Stunden lang. 14 verschiedene Stationen mussten angelaufen werden und die dort gestellten Aufgaben gelöst werden.
15.06.1990
In den Jahren 1990 bis 2000 dominierte vor allem eins das Bild der Feuerwehr Wolthausen, die Wettkampfgruppe. In dieser Zeit sammelten sich zahlreiche Pokale im Schulungs- und Aufenthaltsraum und die Wehr verbrachte viele Wochenenden mit Wettkämpfen oder eben Training für diese. Wie viel Spaß dies den Beteiligten gemacht hat, ist auf dem folgenden Bild zu sehen.
Stolz und Freude herrschte bei den 41 Kameraden der Ortsfeuerwehr Wolthausen, als Bürgermeister Wilfried Hemme am 13. April 2002 die Schlüssel eines neuen Löschgruppenfahrzeuges (LF 8/6) mit 600 Liter Wassertank.
168.400 Euro kostete das Schmuckstück. Die Ortswehr beteiligte sich mit 7.300 Euro Eigenmittel. Gut 25.000 Euro steuerte der Landkreis Celle zur Finanzierung des neuen Fahrzeuges bei, dass das 24 Jahre alte Vorgängermodell ersetzt.
Mit dem neuen Löschfahrzeug erhielt die FF Wolthausen auch eine neue Tragkraftspritze, eine Iveco Eurofire TS 8/8, die mit einem elektrischen Anlasser ausgestattet ist. Kurbel und Seilzug als Starthilfsmittel waren passé und wurden nicht mehr benötigt, ein Vorteil, den Jedermann, der mit Tragkraftspritzen umzugehen hat, schnell zu schätzen weiß.